Einleitung
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit dem Begriff „Chemotherapien“ viele Menschen eine sehr negative Vorstellung verbinden: Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, lange Krankenhausaufenthalte, oder vereinfacht: Verslust an Lebensqualität. Oft hörte ich auch – und es war eigentlich auch mal meine Eigene Meinung – dass Chemotherapien nur in hoffnungslosen Fällen eingesetzt werden. Zum heutigen Zeitpunkt sehe ich dies aber etwas anders…

Chemotherapie
Der Begriff Chemotherapie wurde bereits 1906 von Paul Ehrlich eingeführt, ursprünglich für die Behandlung von Infektionskrankheiten mit chemischen Substanzen. In der heutigen Zeit wird dieser Begriff für die Behandlung von Tumorkrankheiten mit Zytostatika (griech. „Zellstillstand“) gebraucht, unabhängig ob mit synthetischen oder pflanzlichen Substanzen.
Durch die „normale“ Therapie wird kann zwar eine totale Remission der Krebszellen erreicht werden, der Körper ist aber durchaus noch in der Lage, nach einer Zeit wieder selbständig Zellen zu produzieren. Diese Aktion ist aber nur bedingt möglich. Bereits nach der dritten Chemo brauchte mein Körper mehr als vierzig Tage bis er wieder selber Blutzellen produzieren konnte.

Nach einer Hochdosis-Therapie ist der Körper meist nicht mehr in der Lage eigenen Zellen zu produzieren, da eine komplette Remission aller Zellen erreicht wurde. Aus diesem Grund müssen vorher bereits eigene Zellen oder von einem Fremdspender vorhanden sein. Diese Stammzellen- oder auch Knochenmarktransplantation ist aber die „sichere“ Methode um Rückfälle zu vermeiden.

Die Therapie bei mir
Die Behandlung meiner Leukämie war nur durch eine medikamentöse Chemotherapie möglich.
Unmittelbar nach der Diagnose wurden von meinen Ärzten die Medikamente festgelegt, was in meiner Situation ziemlich speziell war. Es musste berücksichtigt werden, dass die Medikamente mein Herz, das nach dem Infarkt noch ziemlich geschwächt war, nicht zusätzlich belasteten.

Durch den zentralen Venenkatheter wurden mir die Medikamente verabreicht, die eine komplette Remission meiner Blutzellen verursachten. Mein Körper konnte in dieser Zeit keine neuen Blutzellen mehr Bilden. Ich befand mich dann in der Infektprofilachse. Dies Bedeutet, dass mein Körper nicht mehr fähig ist, sich selber gegen Infektionen zu Schützen. Dafür muss man sich als Patient an ein paar Regeln halten. Eine peinlichst genaue Körperpflege war daher von sehr hoher Bedeutung! Auch meine Besucher mussten einige Regeln befolgen um meine Gesundheit nicht zusätzlich zu gefährden. Weitere Informationen darüber findest Du auf der folgenden Seite.
Die Krebszellen reagieren auf diese Medikamente oder auch Zellgifte genannt viel empfindlicher als normale Zellen, deshalb werden bei einer Chemotherapie „kranke“ Krebszellen geschädigt, gesunde Zellen in geringen Unfang. Dies Bezeichnet man dann als Nebenwirkungen. Solche Nebenwirkungen treten aber nicht bei allen Menschen im gleichen Muster auf. Heute ist es auch möglich mit anderen Medikamente diese Nebenwirkungen einzudämmen. So gibt es zum Beispiel sehr gute Medikamente gegen die Übelkeit und das Erbrechen.
Wegen dem Haarausfall machte ich mir eigentlich nie gross Gedanken, da ich ja wusste sie kämen wieder.
Dieses „Phänomen“ Haarausfall hat mich ziemlich beeindruckt. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich die Toilette aufsuchte und bemerkte, dass sich meine Schamhaare gelöst hatten. Ein paar Tage später merkte ich, dass sich meine Haare am ganzen Körper nach dem Duschen sehr einfach entfernen liessen. Ich konnte mich mit einem Waschlappen rasieren. Die Kopfhaare musste ich abschneiden, damit ich nicht immer das ganze Bett davon voll hatte.
In jeder Therapie machte ich Fieber, auch wurde auf der Leber ein Pilz entdeckt, den man mit Fungizone behandeln musste. Dies ist ein Pilzmittel, dass meine Geschmacksnerven ziemlich durcheinander brachte, so dass Übelkeit und erbrechen die Folgen waren.
Bereits nach der ersten Chemotherapie waren bei mir keine Krebszellen im Knochenmark mehr zu finden. Die zweite Chemotherapie verlief dann auch aus meiner Sicht etwas Ringer. Sie diente der Remission (zerstörung) der vielleicht noch vorhandenen Krebszellen. Zu Beginn dieser Chemotherapie wurden meine drei Schwestern auf eine eventuelle Zelltypgleichheit getestet. Leider kämen Sie für eine allfällige Transplantation nicht in Frage. Gegen Ende der zweiten Phase versuchten wir eine Sammlung meiner eigenen Stammzellen durchzuführen, was leider misslang.
Bei der dritten Therapie konnte ich sehen wie mein Körper durch die Medikamente geschädigt war. Er brauchte vierzig Tage, bis er wieder selber fähig war Blutzellen zu Produzieren. Auch nach dieser Therapie misslang eine Stammzellensammlung. Aus diesem Grund war der Vorschlag der Ärzte, jener einer weiteren Mini-Chemotherapie. Mit dieser Therapie die ein Tag dauerte wollte man meinem Körper eine Remission vortäuschen und anschliessend eine weiterer Sammlungsversuch starten. Auch bei diesem Mal mussten wir die Übung nach kurzer Zeit aufgeben, da ich immer noch zu wenig Stammzellen hatte.

Infektionsgefahr
Das aber wohl grösste Problem der medikamentösen Chemotherapie ist die Infektionsgefahr. Der Körper ist nicht mehr fähig sich selber gegen Infekte zu wehren. Er macht in diesen Situationen sofort Fieber. Unter solchen Umständen ist es dringend Notwendig, dass dieser Infekt mit einem Antibiotikum behandelt wird.
Die grössten Infektgefahren liegen im Mund, Rachen oder offenen Wunden. Schlechte Zähne wie es bei mir der Fall war und der Venenkatheter waren auch mitschuldig an einzelnen Infekten. Zum ersteren bildete sich ein Zahnwurzelgranulom (eine Eiteransammlung) am Oberkiefer.
Der Venenkatheter entzündete sich in der dritten Therapie und er musste Frühzeitig gezogen und auf der anderen Seite eingesetzt werden, da ich über 40° C Fieber machte.
In jeder Therapie machte ich Fieber, auch wurde auf der Leber ein Pilz entdeckt, den man mit Fungizone behandeln musste. Dies ist ein Pilzmittel, dass meine Geschmacksnerven ziemlich durcheinander brachte, so dass Übelkeit und erbrechen die Folgen waren.

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